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KOREAN CULTURAL CENTER

Vegetarische und vegane Ernährung in Korea – so kommt man zurecht

03.06.2022 | 1183 Hit

Von Gastautorin Michelle Köpfle (Koreanologie-Studentin der Universität Wien) 


Weltweit gibt es immer mehr Vegetarierinnen und Vegetarier, die kein Fleisch oder Fisch essen und Veganerinnen und Veganer, welche sich komplett frei von tierischen Produkten ernähren. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt macht sich daher vor Reisen meistens Gedanken über die Ess-Situation. Ob und wie man sich in anderen Ländern frei von Fleisch- und Tierprodukten ernähren kann ist für die ein oder andere Person ein großer Sorgenfaktor. Ernährung in Korea, ein Land welches international für BBQ bekannt ist, kann daher schon recht überfordernd sein. Jedoch erfreuen sich vegetarische und vegane Food-Trends mittlerweile auch in Korea steigender Beliebtheit. Mit folgenden Infos und Tipps soll euch euer Aufenthalt erleichtert werden, so dass ihr sorgenfrei die köstliche Küche Koreas genießen könnt. 


Vegetarisches Essen in Südkorea 

Vegetarische Optionen in einem typisch koreanischen Restaurant: Tteokbokki, Udon Nudelsuppe, Bibimbap


Immer mehr vegetarische Optionen


Obwohl Korea weltweit für seine schmackhaften Fleischgerichte bekannt ist, steigt die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Optionen stark an. Über die letzten Jahre hinweg zeigen immer mehr Koreanerinnen und Koreaner Interesse an vegetarischer/veganer Ernährung. Meistens wird eine Ernährung ohne Fleisch und Tierprodukte mit Gesundheit und Diät verbunden. So bieten Restaurants, die mit gesunder und frischer Ernährung werben, häufig mehrere fleischlose Gerichte an. Aber gesunde Ernährung ist nicht der einzige Grund für das wachsende Interesse. Mehr öffentliches Bewusstsein für Tierrechte und eine saubere Umwelt ist mitverantwortlich für die neuen Ernährungstrends. Auch immer mehr koreanische Stars verzichten auf Fleisch und reden öffentlich über ihre, für koreanische Standards bisher ungewöhnliche, Ernährung. Natürlich gehen diese neuen Trends an Unternehmen und Restaurants nicht vorbei. So wird Vegetarierinnen und Vegetariern das Leben in Korea mit wachsenden Angeboten an Gerichten und Lebensmittelersatzprodukten erleichtert. Nichtsdestotrotz ist es leider nach wie vor im Vergleich zu Europa etwas schwieriger mit vegetarischer oder veganer Ernährung in Korea Fuß zu fassen. 

Mit einigen simplen Tipps ist es allerdings schon viel leichter während eines Aufenthalts in Korea zurechtzukommen. 


 

Gnocchi und Pizza aus dem veganen Restaurant "Nammiplantlab" in Seocho-gu, Seoul.


Tipps für den Alltag

Viele koreanische Restaurants spezialisieren sich auf eine bestimmte Art von Gericht. Ein Korean BBQ Restaurant bietet daher dementsprechend nur Fleischgerichte an. Jedoch bekommt man zur Mahlzeit meistens Reis und kleine Beilagen dazu. Ist man also mit Freunden in so einem Restaurant, besteht die Möglichkeit die Bedienung einfach nach etwas Reis und mehr Beilagen zu fragen. Auch bieten viele BBQ Restaurants Bibim-Naengmyeon (kalte Nudeln in einer scharfen Soße) als "Beilage" an, die ebenfalls eine schmackhafte fleischlose Option darstellen, insofern man scharfes Essen mag. Bibimbap bietet sich als sicherste Wahl, wenn man Fleisch und Milchprodukte vermeiden möchte. Wer kein Ei will, einfach nach einer eierlosen Variante fragen. Gimbap kann auch ohne Probleme ohne Fleisch zubereitet werden. Suppen und Eintöpfe werden meistens auf Basis von Fleisch- oder Fischbrühe serviert. Bei solchen Gerichten sollte man immer die Bedienung nach den Inhalten fragen. Mittlerweile gibt es einige Apps und Blogs, die einem die vegetarische oder vegane Ernährung erleichtern können. Apps wie VegeFeed oder HappyCow helfen einem, Restaurants mit vegetarischen/veganen Gerichten zu finden. Wer langfristig in Korea bleibt kommt auf keinen Fall ohne Lieferservice aus. Die am meisten verbreiteten Lieferserviceanbieter liefern zwar auch vegetarische Optionen, nach meiner Erfahrung findet man allerdings die größte Auswahl auf der Baemin Delivery App. Die bekanntesten Online-Shopping Seiten, GMarket und Coupang, sind ebenfalls Möglichkeiten online vegetarische und vegane Lebensmittel zu bestellen.


Von Tempeln, zu Cafés und Itaewon



Veganes Bulgogi, Jajangmyeon und kalte Nudelsuppe in einem Tempelrestaurant in Insadong. 

Veganes Bulgogi, Jajangmyeon und kalte Nudelsuppe in einem Tempelrestaurant in Insadong.


Empfehlenswert ist es auch während eines Koreaufenthalts das sogenannte „Temple Food“ auszuprobieren. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um Essen, welches täglich an buddhistischen Tempeln serviert wird. Traditionell werden für Tempelessen keine tierischen Produkte, außer manchmal Milchprodukte, verwendet. So sind alle Restaurants, die Tempelessen anbieten 100% vegetarisch. Da im Buddhismus Spiritualität von großer Bedeutung ist, wird das Essen an Tempeln ohne Zwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch, Frühlingszwiebeln oder Lauch zubereitet. Damit soll eine Ablenkung der Meditation durch starke Geschmäcke vermieden werden. Einmal wie ein buddhistischer Mönch oder eine Nonne zu speisen ist somit auch für Fleischesserinnen und Fleischesser eine ganz besondere Erfahrung. Restaurants, welche eine ausländische Küche servieren, bieten ebenfalls oft eine vegetarische und vegane Option an. In bestimmten Stadtteilen wie Itaewon kann man Mexikanisch, Thailändisch, Türkisch, Vietnamesisch und vieles mehr auch vegetarisch und vegan genießen. In Cafés wird das Ganze leider ein kleines Bisschen schwieriger. Vegetarierinnen und Vegetarier können grundsätzlich fast alle Süßspeisen genießen. Bei milch-, eier- oder honiglosen Desserts kann das eine etwas größere Herausforderung sein. Bietet ein Café Veganes an, wird das aber eigentlich so gut wie immer groß beworben. Daher ist es nicht allzu schwer online vegane Cafés zu finden, recht ähnlich wie in Europa auch. Bisher hätte ich allerdings noch kein Franchise Café gefunden, welches vegane Süßspeisen verkauft. Man könnte auch meinen, die meisten Cafés bieten immer mindestens Sojamilch an, jedoch haben manche Cafés überhaupt gar keine pflanzliche Milchalternative. Im Notfall ist der, in Korea sehr beliebte, Ice Americano eine leckere und milchfreie Kaffeeoption. 


 

Veganes Restaurant „Plant Cafe“ in Hongdae.


Worauf muss ich besonders achten?

Wer sich streng vegetarisch und vegan ernährt und damit um jeden Preis selbst die kleinste Spur an tierischen Inhalten vermeiden möchte, muss beim Einkaufen und beim Auswärtsessen vorsichtig sein. Ganz viele koreanische Gerichte werden mit Fischsoße gewürzt, auch die Nationalspeise Kimchi enthält oft Spuren von Fisch. Das heißt selbst, wenn ein Gericht als „vegetarisch“ gekennzeichnet wird sind manchmal Fisch- oder Meeresfrüchte enthalten. In Convenient Stores oder in einem Supermarkt könnt ihr die Inhalte von Lebensmitteln immer nachlesen. Leider sind diese oft nur auf Koreanisch angeschrieben. Für Personen, die kein Koreanisch lesen können, empfehlen sich Apps wie Papago, welche Texte schnell und einfach durch ein Foto übersetzen können. Normalerweise ist es gar kein Problem die Bedienung nach Inhalten zu fragen. Gerne leitet diese an die Küche weiter, dass das bestellte Gericht ohne bestimmte Zutaten zubereitet werden soll. Allerdings darf man nicht vergessen, dass vegetarische und vegane Ernährung sehr moderne und neue Trends in Korea sind und besonders die ältere Generation mit diesen Diäten nicht allzu vertraut ist. Zwischendurch bekommt man mal den ein oder anderen verwirrten Blick, aber normalerweise sind alle sehr bemüht, euch das richtige Essen zu servieren. Es ist mir auch schon ein paar Mal passiert, dass ich gefragt habe, ob in einem Gericht Fleisch enthalten ist und ein „Nein“ als Antwort bekommen habe. Dann kam mein Essen aber mit Schinken oder Speck an den Tisch. Die Bedienung dachte, mit Fleisch meine ich wirklich sowas wie ein Filet, ein ganzes Stück Fleisch eben. Gerade bei Speisen wie Kimchi Bokkeumbap oder Gimbap ist oft Schinken mituntergemischt, den viele Koreaner nicht als „Fleisch“ verstehen. Daher immer am besten fragen, ob in Gerichten ja kein Fleisch, Schinken oder Speck enthalten ist. Das gilt auch, wenn man keinen Fisch isst. Stellt klar, dass die Bedienung versteht, dass ihr keine Fischprodukte, wie zum Beispiel Fischfrikadelle, essen wollt. 


 

Toasts aus "Nosh" in Gwanak-gu, Seoul. Bieten vegetarische und vegane Gerichte an.


Die wichtigsten Phrasen

Koreanerinnen und Koreaner sind immer sehr hilfsbereit aber oft recht schüchtern was das Englischsprechen angeht. Es empfiehlt sich also sehr, dass man sich vor einer Reise nach Korea die wichtigsten Phrasen und Wörter auf Koreanisch aneignet. Hier also die wichtigsten Sätze, um mit vegetarischer/veganer Ernährung zurechtzukommen: 죄송하지만 저는 동물성 제품을 못 먹어요. [joesonghajiman jeoneun dongmulseong jepumeul mot meogeoyo] Entschuldigung, aber ich esse keine tierischen Produkte. 혹시 비건/채식주의 옵션이 있나요? [hoksi bigeon/chaesikjuui opsyeoniinnayo?] Haben Sie vielleicht vegane/vegetarische Optionen? 혹시 두유, 아몬드, 코코넛, 오트 우유있나요? [hoksi duyu, amondeu, kokoneot, oteu uyuinnayo?] Haben Sie vielleicht Soja-, Mandel-, Kokos-, Hafermilch? ________ 빼주세요. [___ ppaejuseyo] Bitte geben Sie ____ raus. 치즈 [chijeu] Käse  [kkul] Honig 우유 [uyu] Milch 버터 [beoteo] Butter 계란 [gyeran] Ei(er) 고기 [kogi] Fleisch (vor allem rotes Fleisch)  닭(고기) [tagg-kogi] Hühnerfleisch 생선 [saengseon] Fisch 해산물 [haesanmul] Meeresfrüchte 마요네즈 [mayonejeu] Mayonnaise  


Vegan und Vegetarisch in Korea


 


Natürlich ist man mit besonderer Ernährung vor einer Reise in eine fremde Kultur etwas besorgt. In Korea verhungert ihr aber mit vegetarischer oder veganer Ernährung bestimmt nicht! Natürlich ist es in ländlichen Regionen schiwieriger, als in großen Städten. Mit ein bisschen Vorbereitung funktioniert es aber auch außerhalb von Seoul. Es gibt in Korea ganz viele leckere Speisen, die ihr ohne Probleme genießen könnt. Informiert euch einfach im Vorhinein und fragt im Notfall nach den Inhalten, dann ist das Ganze überhaupt kein großes Problem. Also, keine Sorgen und lasst es euch schmecken!

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